Dissoziation - Wir verlieren die Verbindung zum gegenwärtigen Spüren
Manchmal wird das Spüren schwierig!
Ist es nicht Ziel, glücklich zu sein oder noch besser, eine immerwährende Glückseligkeit zu erlangen?
Was ist die größte Gefahr für unser Spüren?
Welche Vorteile hat es, sich zu spüren und
welche Fähigkeit brauchen wir für das Spüren?
Unsere erste Form der Wahrnehmung – die spürende Wahrnehmung
Am Anfang unseres Lebens ist unsere Wahrnehmung eine spürende.
„Die spürende Wahrnehmung läuft nicht über den Verstand, sondern über eine innere Resonanz.
Kommen wir zur Welt, befinden wir uns in dieser Wahrnehmungsform. Die spürende Wahrnehmung ist unsere erste Verbindung zu uns selbst wie zur Außenwelt.“ …. Aus dem Buch des bewusst seins, Seite 251
Aller Anfang ist Spüren. Dieses Spüren beginnt bereits im Mutterleib, wo all die kleinen Härchen, der Flaum, der sich über den gesamten Körper zieht, in Verbindung mit den Bewegungen und dem Fruchtwasser unser Gehirn geradezu auf eine Explosion des Spürens vorbereiten.
Wie sich dieses Spüren dann allerdings entwickelt, wird sich
von Mensch zu Mensch und
von Situation zu Situation unterscheiden.
Unterschiedlichen Dimensionen des Spürens
Im Grunde wären wir spürende Wesen. Aber
wie offen sind wir für unser Spüren und
bekommen wir überhaupt mit, was gerade zu spüren wäre?
Unsere Offenheit sowie unsere Fähigkeit, das “zu Spürende” überhaupt wahrzunehmen und zu erkennen, beeinflussen unser Spüren.
Betrachten wir unser Spüren anhand unserer Offenheit und Wahrnehmungsfähigkeit, dann lassen sich unterschiedliche Dimensionen des Spürens beschreiben.
Manchmal sind wir sehr offen, dann sind wir empfindsam und spüren viel.
Manchmal spüren wir so viel, dass wir uns sogar wünschen, wir könnten dieses intensive Spüren einfach einmal aussetzen oder abschalten.
Dann gibt es wiederum Situationen, in denen wir so beschäftigt, ausgelastet oder erschöpft sind, dass wir gar keine Zeit und keinen Freiraum mehr haben und uns kaum noch spüren.
Zeitweise verschließen wir uns vor unserem Spüren und wollen das, was gerade spürbar wäre, gar nicht spüren – siehe dazu auch den Beitrag: Kalt und immer kälter
Manche haben vielleicht noch gar nicht gelernt, auf ihr Spüren zu horchen oder es differenziert genug wahrzunehmen.
Andere hingegen erleben, wie ihnen ihr Spüren abhanden kommt und sie wenig oder gar nichts mehr spüren.
Manchmal geraten wir auch in Zustände, in denen wir zwar noch irgendetwas spüren, aber den Zugang zum „realen Spüren“ verlieren.
Von „grobfühlig“ bis „feinfühlig“
Spüren hat immer mit uns selbst zu tun, es hat mit unserer Offenheit zu tun.
Je offener wir gerade sind, umso mehr spüren wir und umso feinfühliger sind wir.
Je verschlossener wir sind, umso weniger bekommen wir mit,
weniger von uns selbst, aber auch
weniger vom anderen.
Unser Spürsinn ist nicht sonderlich fein eingestellt, wodurch wir weniger mitbekommen und weniger spüren. Ist die spürende Wahrnehmung grob, sind wir sozusagen „grobfühlig“.
„Grobfühlig“
„Grobfühlig“ sind wir dann, wenn wir
generell verschlossen sind - ich will “das” oder “mich” gar nicht spüren,
gerade verschlossen sind - jetzt gerade ist es mir gar nicht möglich das zu spüren, oder
unsere spürende Wahrnehmung nicht sonderlich entwickelt und ausdifferenziert ist - ich kann es noch gar nicht spüren.
Eine grobe spürende Wahrnehmung bedeutet nicht, dass wir gar nichts spüren!
Es bedeutet aber, dass wir die „feineren Abstufungen“ nicht wahrnehmen und somit auch nicht spüren. Je verschlossener unsere spürende Wahrnehmung ist, umso stärker und lauter muss das jeweilige Spüren an unsere Tür klopfen.
Mit einer groben spürenden Wahrnehmung merken wir beispielsweise gar nicht, dass wir verletzt sind oder dass unser Partner traurig ist. Erst wenn uns jemand darauf hinweist oder wenn die eigene Verletzung oder die Traurigkeit des Partners so stark und laut werden, dass wir förmlich darauf gestoßen werden, erkennen wir was los ist und kommen damit auch ein wenig ins Spüren.
Je “grobfühliger” wir sind, umso länger wird es dauern, bis wir etwas spüren. Wir spüren
weniger und
werden daher auch weniger auf das, was bereits zu spüren wäre, reagieren.
So werden wir längere Zeit nicht auf unsere Verletzung oder auf die Traurigkeit unseres Partners reagieren. Eine “Grobfühligkeit” hat
nicht nur Auswirkungen auf unser Leben, sondern auch
ziemliche Auswirkungen auf unsere Beziehungen.
Mehr darüber aber ein anderes Mal.
Wir verlieren die Verbindung zum gegenwärtigen Spüren
Jetzt gibt es ein Phänomen, in dem wir uns
so weit von uns selbst oder
von der Welt entfernen,
dass die Verbindung zur gegenwärtigen Realität und damit auch zum gegenwärtigen Spüren verlorengeht.
Manchmal zieht es uns förmlich weg, wir entschweben und wissen gar nicht wo wir umgehen. Dieser Entfremdungszustand wird in der Psychologie Dissoziation genannt.
Hier verlieren wir den Kontakt zum gegenwärtigen Spüren. Wir landen in einem Zustand,
indem wir möglicherweise sogar noch etwas spüren, aber “das, was wir spüren” weist keinen Bezug mehr zur gegenwärtigen Realität auf - im besten Fall ist es ein schöner Tagtraum, aber wir können auch in Angstvorstellungen oder in traumatische Erinnerungen abdriften.
indem wir noch spüren, dass wir nichts mehr spüren. Wir bekommen also noch mit, was passiert, können aber nichts dagegen unternehmen. Dies ist die grauenvollste Erfahrungen des Wegdriftens.
in dem wir gar nicht mitbekommen, dass wir nichts spüren. Dann mag es uns zwar weniger grausam erscheinen, aber unser Spüren ist wie ausgeschaltet, da ist nichts mehr.
Konträr zum sich so gar nicht mehr Spüren ist das feinfühlige Spüren.
Offen, feinfühlig und empfindsam
„Feinfühlig“ sind wir, wenn unsere spürende Wahrnehmung offen ist. Dann konnten wir unser angeborenes Feingefühl behalten, weiterentwickeln und ausdifferenzieren.
Je feinfühliger wir sind, umso intensiver und schneller spüren wir und umso eher reagieren wir auch auf das, was gerade gespürt werden kann.
Feinfühlige merken, wenn sie verletzt sind oder wenn ihr Partner traurig ist. Weil sie es wahrnehmen und spüren können, werden sie auch darauf reagieren.
Eine feine spürende Wahrnehmung bedeutet aber nicht, dass wir jederzeit feinfühlig sind. Auch feinfühlige Menschen werden nicht immer oder durchgehend feinfühlig sein.
Haben wir beispielsweise gerade Stress, bemerken wir vielleicht gar nicht, dass wir verletzt sind. Haben wir Streit mit dem Partner, merken wir seine Traurigkeit möglicherweise gar nicht oder wollen nicht darauf reagieren. Auch die Themen, die mit einer Feinfühligkeit einhergehen, werde ich in weiteren Beiträgen vertiefen.
Die klare Grenze der Feinfühligen
In der reinen Feinfühligkeit gibt es eine klare Grenze zwischen
Innen und Außen sowie
zwischen Ich und Du, zwischen Ich und der oder das Andere
Und weil es diese Grenze gibt, fühlen feinfühlige Menschen zwar viel, können sich aber auch gut vom anderen oder von ihren eigenen Empfindungen abgrenzen. Sie können ihre Verletzung auch einmal zur Seite stellen, wenn etwas anderes wichtig ist. Sie können die Traurigkeit beim Partner lassen und müssen nicht selbst darunter leiden.
Aber was, wenn diese Grenze zwischen Innen und Außen, zwischen Ich und Du, zwar vorhanden aber nicht so klar ist? Was, wenn diese Grenze durchlässiger ist?
Dann befinden wir uns in der Erfahrungswelt der Hochsensibilität und Hochsensitivität, über die ich nun schreiben möchte.
Die durchlässige hochsensible und hochsensitive Wahrnehmung
Hochsensible und Hochsensitive weisen eine
größere Durchlässigkeit in ihrer Wahrnehmung auf, die
mit einer verstärkten Feinfühligkeit einhergeht.
Das führt dazu, dass diese Menschen
noch mehr Informationen aufnehmen,
noch mehr spüren und
all dies auch noch in einer höheren Intensität spüren.
Da ihre spürende Wahrnehmung um einiges durchlässiger ist, geht ihnen alles nicht nur nahe, sondern unter die Haut.
Hochsensibel oder hochsensitiv?
Beide
besitzen ein durchlässigeres Wahrnehmungssystem, welches üblicherweise angeboren ist,
weisen eine erhöhte Feinfühligkeit auf,
nehmen intensiver wahr und
sind um vieles persönlicher betroffen.
Dennoch gibt es einen großen Unterschied, wie sich diese durchlässige Feinfühligkeit auswirkt. Daher unterscheide ich zwischen hochsensibel und hochsensitiv.
So ist die feinfühlige Wahrnehmung
bei den Hochsensiblen primär nach innen gerichtet und somit auf sich selbst bezogen,
bei den Hochsensitiven hingegen primär nach außen gerichtet und auf den anderen bezogen.
In welche Richtung sich diese Durchlässigkeit und die damit einhergehende Feinfühligkeit wendet macht einen entscheidenden Unterschied im Erleben und Verhalten der Betroffenen.
Hochsensibel – die innere Empfindsamkeit
Die durchlässige Feinfühligkeit eines hochsensiblen Menschen ist primär auf sich selbst bezogen. Das führt dazu, dass das Eigene verstärkt gespürt und dadurch auch intensiver wahrgenommen wird.
So nehmen Hochsensible ihre Körperempfindungen beispielsweise sehr stark und ausgeprägt wahr. Das führt aber dazu, dass sie körperlich ähnlich wie ein kleines Kind reagieren. Werden Hochsensible hungrig, wird dies ein intensives Erleben von Stress auslösen, der dazu führt, dass Hochsensible ganz schön unleidlich werden können, wenn sie Hunger haben. Mit einer hochsensiblen körperlichen Feinfühligkeit ist es daher ratsam, etwas Essbares griffbereit zu haben.
Das Thema der Hochsensibilität werde ich in zukünftigen Beiträgen noch aufgreifen und weiter vertiefen.
Das hochsensitive Spüren verhält sich konträr dazu.
Hochsensitiv – die äußere Feinfühligkeit
Bei den Hochsensitiven richtet sich die durchlässige feinfühlige Wahrnehmung nach außen, sie ist primär auf den anderen fokussiert. Dadurch wird aber der oder das Andere intensiver gespürt als das Eigene.
Aus diesem Grund haben Hochsensitive auch die Neigung, sich um die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen zu kümmern. Nehmen wir eine Freundesgruppe bei einem gemeinsamen Frühstück. Irgendwann meint einer: “Ein Stück Toast wäre noch fein.” Der Hochsensitive wird den Impuls verspüren, den Toast zu besorgen. Unabhängig davon, ob er konkret angesprochen und gefragt wurde, ob er der Gastgeber ist oder nicht.
Weil Hochsensitive die Bedürfnisse und Gefühle der anderen sehr ausgeprägt wahrnehmen, ihre eigenen hingegen weniger stark erleben, haben sie auch Schwierigkeiten, “Nein” zu sagen.
Mehr darüber aber in weiteren Beiträgen über Hochsensibilität und Hochsensitivität.
Aber zurück zum Spüren:
Manchmal wird das Spüren schwierig!
Ist es nicht Ziel, glücklich zu sein oder noch besser, eine immerwährende Glückseligkeit zu erlangen?
Was ist die größte Gefahr für unser Spüren?
Welche Vorteile hat es, sich zu spüren und
welche Fähigkeit brauchen wir für das Spüren?
… das erfahren Sie im bezahlpflichtigen Teil dieses Beitrages.
Wie bereits erwähnt, werde ich in den nächsten Beiträgen die Themen Grobfühligkeit, Dissoziation, Feinfühligkeit, Hochsensibilität wie auch Hochsensitivität noch weiter aufgreifen und vertiefen. Vor allem möchte ich dabei auch aufzeigen, welch massive Auswirkungen unser Spüren auch auf unsere Beziehungen hat.
Falls Sie möchten, können Sie ein Abo auch direkt mit einer normalen Banküberweisung abschließen. Dann bitte den Betrag auf folgendes Konto einzahlen:
Kontoinhaberin: Mag. Brigitte Fuchs
IBAN: AT20 3600 0000 0071 9542
BIC: RZTIAT22
Schreiben Sie bitte als Verwendungszweck Ihren Namen und Ihre e-mail-Adresse. Da die Bank kein “@”Zeichen kennt, bitte statt dem @ ein “Y” verwenden, damit ich die Zahlung zuordnen kann. Sobald die Zahlung auf meinem Konto eingegangen ist, werden Sie freigeschaltet.
Sollten Sie kein Abo abschließen wollen, so können Sie den vollen Beitrag für einen einmaligen Unkostenbeitrag von 7 EUR erwerben. Bei Interesse senden Sie einfach eine Mail an: blog@brigitte-fuchs.at mit der Info: Beitrag Spüren.