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Avatar von Bernhard Erne

Selbstverständlich gibt es verschiedene Entwicklungswege. Vielleicht liegt der Haken in der Annahme, dass ein Mensch, der sich spürt, zwingend nicht mehr "Schlechtes tun" kann oder will. Das würde aber implizieren, dass seiner Freiheit ein Ende gesetzt ist. Das ist unsinnig. Die stetig wachsende Verantwortung muss ja mit Entwicklung gekoppelt sein. Das heißt, dass ein Mensch, der sich und andere sehr wohl spürt, eben aus Freiheit auch "böse" sein kann. Dass er dafür verantwortlich ist und in irgendeiner Form dafür wird "gerade stehen" müssen, gehört zur Freiheit.

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Avatar von Bernhard Erne

Danke für den interessanten Text! Aber/und: Ich scrollen rauf und runter, um den Anknüpfungspunkte zu finden, ... das dreht sich im Kreis, endlos.

Packen wir's hier: "... als würden wir vom Schicksal verfolgt, wenn wir uns weiterentwickeln wollen." Ja, das ist so! Nur ist 'verfolgen' ein irreführendes Verb. Das Schicksal – in das ich großes Vertrauen habe – "folgt" uns eher. Die "Geister", die mein Schicksal gestalten, stellen mir schwierigere Aufgaben, wenn ich mich "bereit erkläre", daran zu arbeiten, sie sind gute Lehrer. Bin ich bequem und uninteressiert – solche Lebensphasen sind nicht per se schlecht, sondern liegen absolut in meiner persönlichen Freiheit – lassen sie mich mindestens eine Zeitlang in Ruhe, ... in der Regel werde ich nicht augenblicklich durch einen "Schicksalsschlag" aus dem Liegestuhl gerissen.

Die andere Frage ist: Wenn ich wirklich bereit bin, mich ständig weiterzuentwickeln, warum soll ich dann ständig, also während des Prozesses, auf Belohnung schielen? Wir hatten an der Musikhochschule einen Lehrer, der uns sehr individuell förderte; er setzte beim Einzelnen immer genau da an, wo es auf Messers Schneide stand, ob man der Aufgabe gewachsen war oder nicht. Das war viel eher "Leiden" als Kirschen essen. Wer das ertrug, machte schnelle Fortschritte. Er konnte am Ende sagen: viel "gelitten", viel profitiert! Etliche Kommilitonen wechselten den Lehrer ... Das ist in unserer Freiheit!

Dann: Ist die Prämisse richtig – bzw. die einzig richtige – dass ich andere Menschen erst spüren kann, wenn ich mich selber spüre? Ich denke: nein. Versuche ich immer wieder liebevoll (!), andere Menschen zu verstehen, lerne ich über kurz oder lang mich selber besser kennen. Der Mitmensch ist mein Spiegel! Und selbstverständlich ist der Prozess in der umgekehrten Richtung auch gleichzeitig am laufen: Verstehe/spüre ich mich selbst besser, verstehe/spüre ich den andern auch wieder besser.

ABER:

Letzter Punkt – vielleicht der entscheidende: Sind es egoistische Motive, aus denen ich mich weiterentwickeln will? Sind es altruistische? Lehrer, Ärzte, Psychologen, Vortragsredner, Politiker, Dirigenten: viele stehen – meist unbewusst – immer wieder an diesem Scheideweg. Für mich? Oder eben: Für das Wohl des Anderen, für die ... Weiterentwicklung der MENSCHHEIT.

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