Warum es "schlechten" Menschen "immer" gut geht
Geht es ihnen gut, oder haben Sie gerade die Chance sich weiter zu entwickeln?
Warum ist das Leben so unfair?
Stellen Sie sich auch die Frage, warum es „schlechten“ Menschen besser geht?
Wieso manche Menschen gemein, verletzend oder grausam sein können, ohne dass es eine Auswirkung oder sonderliche Konsequenzen für sie hätte?
Warum gerade „gute“ Menschen oft mit so viel Leid konfrontiert werden?
Warum Menschen, die sich redlich bemühen, so viele Steine in den Weg gelegt werden?
Wenn wir in einer Welt leben, die so unfair ist, macht es dann überhaupt noch einen Sinn sich zu bemühen und sich weiter zu entwickeln?
Das Leben wird nicht leichter, wenn wir uns weiterentwickeln
Nie zuvor war es so einfach, sich innerhalb kürzester Zeit weiter zu entwickeln!
Aber noch nie zuvor ging es jenen, die sich nicht weiterentwickelten, um so vieles besser,
als jenen, die sich bemühten sich weiter zu entwickeln.
Viele Menschen erleben derzeit:
Ich bemühe mich,
arbeite an mir,
schaue mir meine Themen an,
versuche mich weiter zu entwickeln und
andere zu verstehen
aber all mein Bemühen wird nicht wirklich belohnt.
Statt irgendwann die ersehnte Ruhe, das Glück oder die Leichtigkeit zu finden, werden einem Steine in den Weg geworfen. Eine Herausforderung reiht sich an die nächste.
Fast erscheint es so, als würden wir vom Schicksal verfolgt, wenn wir uns weiterentwickeln wollen.
Den “schlechten” Menschen geht es gut
Jetzt wäre es noch verständlich und nachvollziehbar, dass Entwicklung eben mit Herausforderung einhergeht.
Schwierig wird es aber, weil wir ständig vor Augen geführt bekommen, dass es jenen Menschen, die sich nicht um ihre Weiterentwicklung kümmern, gut oder zumindest besser geht als uns.
So lässt sich oftmals beobachten, dass es jenen Menschen besser geht,
die keine Ambitionen zeigen, sich weiter zu entwickeln,
die sich nicht mit ihren Themen auseinandersetzen,
die keine Verantwortung übernehmen,
die sich nur um ihren eigenen Vorteil kümmern,
denen es egal ist, wie es den anderen geht und
die sich nicht sonderlich spüren.
Warum soll ich mich anstrengen, wenn es doch gar nichts bringt?
Eine Weiterentwicklung scheint derzeit nicht belohnt zu werden.
Denn, wenn es jenen, die „nichts tun“,
besser geht,
als jenen, die sich bemühen,
warum sollten wir uns dann anstrengen?
Unter diesen Voraussetzungen zweifeln wir irgendwann am Sinn unseres Bemühens. Wozu all die Anstrengungen auf sich nehmen, wenn es jenen, die nicht an sich arbeiten, doch so viel besser geht?
Will ich ein „einfacheres Leben“ wirklich gegen eine Weiterentwicklung tauschen?
Sich weiter zu entwickeln ist gar nicht so leicht.
Einst zögerte ich. Ich war mir nicht sicher, ob ich die Ausbildung zur Psychotherapeutin wirklich gleich machen sollte oder nicht doch auf später verschieben wollte.
Instinktiv war mir damals klar, dass ich mich auf diesem Weg verändern würde. Diese Ausbildung würde mich vermehrt nach innen und somit hin zu mir selbst führen.
War ich schon bereit für diesen Schritt?
Ich überlegte, ob ich das wirklich wollte.
Damals war ich noch sehr jung und wollte, ein „leichtes und unbeschwertes Leben“ führen.
Ich wollte nicht über alles nachdenken,
mich ständig mit meinen Empfindungen auseinandersetzen müssen, oder
alles hinterfragen.
Intuitiv war mir klar:
Mit einer vermehrten Innenschau
würde ich die Möglichkeit eines einfachen und unbekümmerten Lebens verlieren.
Und so war es schlussendlich dann auch.
Haben wir einmal einen Entwicklungsschritt gemacht, eröffnet sich eine neue Welt für uns. Das bedeutet aber auch, wir werden aus unserer alten Erfahrungswelt geworfen. Ab einen bestimmten Punkt gibt es in der Entwicklung kein zurück mehr. Aber mehr darüber in einem anderen Beitrag.
Der Entwicklungsweg führt uns nach innen
Jeder, der sich auf einen Weg begeben hat, der nach innen führt – sei es über eine Selbsterfahrung, über die Spiritualität, über das Meditieren oder über eine Psychotherapie – weiß, dass es einem anfangs damit nicht besser gehen wird.
Im Gegenteil, je mehr wir uns nach innen wenden, umso mehr nehmen wir unsere Unzulänglichkeiten, unsere Verletzungen und Begrenzungen wahr.
All dies war bereits da, aber wir sind nie darüber gestolpert und hatten keine Ahnung.
Erst mit der Wendung nach innen wird das, was in uns ist, auch wahrnehmbar für uns. Es wird sichtbar und somit auch erkennbar und spürbar für uns.
Menschen, die nur nach außen – auf die Welt oder auf die anderen – blicken, wissen noch gar nicht, was in ihnen vor sich geht.
So kommt beispielsweise jeder, der sich nach innen wendet, mit seinen alten Verletzungen in Kontakt.
Jemand, der sich nicht nach innen wendet, mag dieselben Verletzungen haben, aber er wird sie nicht wahrnehmen. Und weil er sie nicht erkennt,
wird er auch nicht darauf reagieren oder
die jeweilige Impulse ausagieren.
Sich spüren
Auf dem Weg nach innen, gehen wir wieder in Verbindung mit uns selbst.
Um etwas von unserem inneren Erleben mitzubekommen, müssen wir unsere Aufmerksamkeit zuerst einmal nach innen richten. Nur so nehmen wir etwas von uns selbst wahr. Dann können wir differenzierter hinsehen:
„Wie geht es mir gerade?“
„Was ist gerade los?“
„Was denke oder fühle ich?“
„Wie spürt sich mein Körper an?“
Um die innere Welt zu erkunden, bedarf es einer gewissen Haltung: Wir müssen wieder ins Spüren kommen.
„… Über das Spüren gehen wir in Resonanz, mit uns selbst, mit dem Umfeld, den anderen oder auch den Inhalten. Wir stellen wieder eine innere Verbindung her. …“ Aus dem Buch des bewusst seins, Seite 251
Erst über das Spüren erlangen wir eine Verbindung zu unserem Sein.
Aber sich zu spüren, ist in Zeiten wie diesen, nicht gerade leicht.
Sich zu spüren bedeutet auch, mit anderen in Resonanz gehen zu können
Über unser Spüren
verbinden wir uns nicht nur mit unserem inneren Erleben,
wir können auch mit der Innenwelt unserer Mitmenschen in Resonanz gehen.
Je feinfühliger wir uns selbst gegenüber werden, umso empfindsamer werden wir auch unseren Mitmenschen gegenüber.
Spüren wir uns, wird es schwieriger, sich zwischenmenschlich verletzend zu verhalten und damit sozusagen ein “schlechter” Mensch zu sein.
Wenn wir uns spüren werden wir auf den anderen und dessen Gefühle und Empfindungen reagieren. Und weil der andere eine innere Reaktion in uns hervorruft, die wir auch noch mitbekommen, wird es uns nicht egal sein, was wir im anderen auslösen und bewirken.
Verhalten wir uns dann verletzend,
fühlt sich das gar nicht gut für uns an.
Über unser Spüren stehen wir in Resonanz mit unserem Umfeld. Das führt dazu, dass es uns nicht kalt lässt, wenn wir jemanden ausnützen oder verletzen. Wir sind betroffen, fühlen uns schlecht und haben Schuldgefühle.
Menschen, die wiederholt schlechte Dinge tun, die andere verletzen und anderen schaden, haben das nicht. In der Alltagssprache würden wir sagen, die “haben kein Gewissen”, aber eigentlich geht es mehr darum, dass sie sich nicht spüren und somit auch keine Rückmeldung auf der Gefühlsebene haben.
„Schlechte” Menschen spüren sich nicht
Je weniger wir uns selbst spüren,
umso weniger spüren wir auch,
wie es dem anderen geht.
Das bedeutet nicht automatisch, dass alle Menschen, die sich nicht spüren, böse oder gemein sind.
Wir werden uns auch nicht immer spüren und agieren deshalb nicht automatisch unsere schlechten Seiten aus.
Aber sich nicht zu spüren ist eine Voraussetzung, um sich so negativ zu verhalten.
Denn nur wenn wir uns nicht spüren,
lösen die Empfindungen des anderen nichts in uns aus,
ist uns der andere egal,
berührt uns der andere innerlich nicht und
lässt uns kalt.
Nur unter der Bedingung, dass wir uns nicht spüren, sind wir in der Lage einzig und allein auf unseren Vorteil bedacht zu sein, anderen Menschen willentlich zu schaden, sie auszunutzen, zu betrügen, zu belügen, sie anzugreifen oder absichtlich fertig zu machen.
Spüren wir uns, wird es schmerzhaft für uns, ein solch destruktives Verhalten an den Tag zu legen.
Sich zu spüren gleicht einem gefühlsmäßigen Feedback, in dem wir mitbekommen, was der andere fühlt. Über das Spüren merken wir sehr schnell, welche Auswirkungen wir auf die anderen haben.
Die aktuelle Ungerechtigkeit
Somit erleben wir gerade ein ziemliches Ungleichgewicht in dieser Welt.
Denn jene, die sich spüren,
werden sich gar nicht so verhalten können,
wie jene, die sich nicht spüren.
Das ist so, als würden wir uns beim Pokerspiel an die Regeln halten, während der andere schamlos und ohne schlechtes Gewissen betrügt. Wer wird dieses Spiel wohl gewinnen?
Und so machen wir die Erfahrung, dass jene, die sich nicht spüren, nicht nur skrupelloser, sondern meist auch erfolgreicher sind.
Die Unbeschwertheit des „Sich-Nicht-Spürens“
So schön es auch ist, sich selbst wahrzunehmen und zu spüren, unser Leben wird dadurch nicht einfacher.
Erinnern Sie sich doch einfach einmal an eine Zeit in ihrem Leben, in der Sie unbeschwert waren, in der sich ihr Leben leicht und einfach anfühlte. Was war der Unterschied zu jetzt?
Wahrscheinlich waren Sie so unbeschwert, weil Sie gewisse Erfahrungen noch nicht gemacht hatten und gewisse Dinge noch nicht spüren mussten.
Jemand, der nie Schmerz oder Trauer erleben musste, wird um einiges unbekümmerter sein.
Diese naive Unbeschwertheit übt durchaus einen gewissen Reiz auf uns aus. Unter solchen Bedingungen fühlt sich das Leben um einiges leichter an.
Es erscheint einfacher, weniger zu wissen und zu spüren
All jene, die noch nicht auf dem Weg nach innen sind, haben es in einer gewissen Art und Weise tatsächlich einfacher.
Sie sind unbeschwerter,
wissen weniger,
bekommen weniger mit und
spüren weniger.
Folglich werden sie weniger nachdenken, weniger hinterfragen, ihre Erlebnisse weniger mit sich selbst in Verbindung bringen, keine Ambitionen haben, sich selbst zu reflektieren, weniger Mitgefühl für andere haben und auch ungern Verantwortung übernehmen.
Warum sollten Sie auch?
Sie leiden ja nicht, es geht ihnen gut. Wir haben alle die Tendenz, am „Guten“ festhalten zu wollen. Wer würde schon freiwillig wählen, dass es ihm schlechter geht?
Weniger spüren bedeutet, weniger zu leiden
Wenn wir uns selbst wenig oder kaum spüren, geht es uns besser. Wir empfinden zwar weniger, leiden aber auch weniger.
Spüren wir uns nicht, mag es uns nicht sonderlich gut gehen, aber es geht uns auch nicht besonders schlecht.
Und weil es uns nicht wirklich schlecht geht, haben wir auch keine Ambitionen, etwas an unserem Leben zu verändern.
Alles wäre da, nur bemerken wir es auch?
Je mehr wir spüren, umso mehr bekommen wir mit. Unter den aktuellen Bedingungen ist das nicht gerade einfach,
Jene, die sich noch nicht nach innen wenden, werden folglich auch weniger unter den derzeitigen Gegebenheiten leiden. Doch auch ihr Körper und ihre Psyche reagiert auf die aktuellen Rahmenbedingungen. Aber wenn wir nicht in Verbindung mit uns selbst stehen, merken wir gar nicht, dass alles etwas in uns auslösen würde.
Nur weil wir etwas nicht wahrnehmen, bedeutet dies nicht, dass es nicht ist
Körperlich kennen wir diese Dynamik. Einen Bluthochdruck oder erhöhte Zuckerwerte bekommen wir gar nicht mit, wenn wir die Werte nicht überprüfen. Die körperliche Ausnahmesituation wäre da, aber sie ist nicht wahrnehmbar für uns. Oft bemerken wir solche Dinge erst dann, wenn der Körper bereits Symptome entwickelt hat.
So verläuft es auch mit den psychischen Prozessen. Solange wir nicht darauf achten, fällt es uns nicht auf. Erst wenn wir hinschauen oder wenn es konkrete Auswirkungen hat, dringen diese Dinge in unser Bewusstsein.
Solange wir nichts mitbekommen, werden wir auch nichts verändern. Das führt aber dazu, dass sich unsere körperlichen oder psychischen Gegebenheiten gar nicht verändern können. Somit bleibt nur noch der Weg, dass sich diese Dynamik verstärkt, was irgendwann zu ganz konkreten Auswirkungen führt.
Erst wenn es ganz konkret wird, dringt diese Thematik in unser Leben. Dann können wir es nicht mehr so leicht ignorieren, denn dann betrifft es uns auf einer ganz persönlichen Ebene.
Wenn wir uns spüren,
dann berühren uns Menschen oder Ereignisse.
Spüren wir uns nicht,
berühren uns diese Bereiche längere Zeit zwar weniger,
sie werden uns aber irgendwann ziemlich persönlich betreffen.
Und genau davor wollen feinfühlige Menschen andere oft retten. Feinfühlige Menschen bekommen oft mit, dass ein Nahestehender dabei ist, längerfristig gegen die Mauer zu fahren und wollen ihn davon abhalten und retten. Aber das geht nicht. Mehr darüber in meinem Beitrag: Wir können niemanden retten.
Vielleicht ist es besser, Dinge ein wenig früher mitzubekommen?
Momentan mag es manchmal so erscheinen, als wären jene die Dummen, die sich spüren. Auf der anderen Seite bekommen sie damit auch viele Dinge sehr früh mit.
Darin liegt ein Vorteil. Je früher wir Informationen aufgreifen können, umso rascher können wir auch darauf reagieren.
Der Nachteil dabei: Je mehr wir dann allerdings mitbekommen, umso mehr merken wir auch, wie sehr wir – körperlich und psychisch – auf alles reagieren. Das bedeutet, es wird nicht unbedingt ruhiger werden.
Entwicklung ist nicht leicht, sondern herausfordernd
Leider wird uns ständig vermittelt, dass wir das “irdische Glück” suchen sollten. Wir sollten gut aussehen, erfolgreich sein, Geld haben, gute Beziehungen führen und so weiter. Erfolgreich ist jener Mensch, der ein “leichtes Leben” führen kann.
Dem widerspricht aber der Entwicklungsweg. Denn Entwicklung bedeutet stets, dass wir vor Herausforderungen stehen, die wir zu bewältigen haben. Gelingt uns dies, haben wir einen Entwicklungsschritt gemacht.
Wenn wir im Spüren verankert sind, befinden wir uns bereits auf dem Weg der Entwicklung. Dann werden wir erleben, dass wir weder äußerlich noch innerlich zur Ruhe kommen werden, bevor wir nicht die obersten Sprosse dieser Entwicklung erreicht haben.
Das ganze Leben wird dann zu unserem Lehrmeister und eine Herausforderung wird der nächsten folgen.
Mit jeder Herausforderung bekommen wir aber auch wieder eine Chance
das, was wir bereits gelernt haben, zu beweisen und zu vertiefen und
neue Fähigkeiten zu erwerben.
„Die Vorstellung, dass wir in unserer Entwicklung irgendwann über den irdischen Dingen stehen und nicht mehr davon berührt werden, ist grundlegend falsch. Ein bewusstes Wahrnehmen hebt die innere Empfindsamkeit nicht auf, wir werden sogar empfindsamer. ...“ Aus dem Buch des bewusst seins, Seite 235
Fazit: Wir leben in einer verdrehten Welt
Aktuell leben wir in einer verdrehten Welt,
in der Entwicklung als leidvoll und
Stillstand als erstrebenswert angesehen wird.
Wie es weitergeht?
Schnuppern Sie doch ein wenig in meinem nächsten Beitrag: Am Ende wird alles gut! – Warten Sie auch auf das gute Ende?
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Selbstverständlich gibt es verschiedene Entwicklungswege. Vielleicht liegt der Haken in der Annahme, dass ein Mensch, der sich spürt, zwingend nicht mehr "Schlechtes tun" kann oder will. Das würde aber implizieren, dass seiner Freiheit ein Ende gesetzt ist. Das ist unsinnig. Die stetig wachsende Verantwortung muss ja mit Entwicklung gekoppelt sein. Das heißt, dass ein Mensch, der sich und andere sehr wohl spürt, eben aus Freiheit auch "böse" sein kann. Dass er dafür verantwortlich ist und in irgendeiner Form dafür wird "gerade stehen" müssen, gehört zur Freiheit.
Danke für den interessanten Text! Aber/und: Ich scrollen rauf und runter, um den Anknüpfungspunkte zu finden, ... das dreht sich im Kreis, endlos.
Packen wir's hier: "... als würden wir vom Schicksal verfolgt, wenn wir uns weiterentwickeln wollen." Ja, das ist so! Nur ist 'verfolgen' ein irreführendes Verb. Das Schicksal – in das ich großes Vertrauen habe – "folgt" uns eher. Die "Geister", die mein Schicksal gestalten, stellen mir schwierigere Aufgaben, wenn ich mich "bereit erkläre", daran zu arbeiten, sie sind gute Lehrer. Bin ich bequem und uninteressiert – solche Lebensphasen sind nicht per se schlecht, sondern liegen absolut in meiner persönlichen Freiheit – lassen sie mich mindestens eine Zeitlang in Ruhe, ... in der Regel werde ich nicht augenblicklich durch einen "Schicksalsschlag" aus dem Liegestuhl gerissen.
Die andere Frage ist: Wenn ich wirklich bereit bin, mich ständig weiterzuentwickeln, warum soll ich dann ständig, also während des Prozesses, auf Belohnung schielen? Wir hatten an der Musikhochschule einen Lehrer, der uns sehr individuell förderte; er setzte beim Einzelnen immer genau da an, wo es auf Messers Schneide stand, ob man der Aufgabe gewachsen war oder nicht. Das war viel eher "Leiden" als Kirschen essen. Wer das ertrug, machte schnelle Fortschritte. Er konnte am Ende sagen: viel "gelitten", viel profitiert! Etliche Kommilitonen wechselten den Lehrer ... Das ist in unserer Freiheit!
Dann: Ist die Prämisse richtig – bzw. die einzig richtige – dass ich andere Menschen erst spüren kann, wenn ich mich selber spüre? Ich denke: nein. Versuche ich immer wieder liebevoll (!), andere Menschen zu verstehen, lerne ich über kurz oder lang mich selber besser kennen. Der Mitmensch ist mein Spiegel! Und selbstverständlich ist der Prozess in der umgekehrten Richtung auch gleichzeitig am laufen: Verstehe/spüre ich mich selbst besser, verstehe/spüre ich den andern auch wieder besser.
ABER:
Letzter Punkt – vielleicht der entscheidende: Sind es egoistische Motive, aus denen ich mich weiterentwickeln will? Sind es altruistische? Lehrer, Ärzte, Psychologen, Vortragsredner, Politiker, Dirigenten: viele stehen – meist unbewusst – immer wieder an diesem Scheideweg. Für mich? Oder eben: Für das Wohl des Anderen, für die ... Weiterentwicklung der MENSCHHEIT.