Sind Sie offen für eine Veränderung?
Sich zu verändern - ein gar nicht so einfaches Unterfangen
So viele wünschen sich eine Veränderung.
Doch sind wir überhaupt offen für eine Veränderung?
Im ersten Moment wird die Antwort bei den meisten wahrscheinlich “Ja” lauten. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich allerdings, dass Veränderung nichts ist, das uns leicht fallen würde.
Der Wunsch nach Veränderung
Viele Menschen wollen, dass sich etwas ändert.
Sie sind unzufrieden.
Unzufrieden damit, wie ihr Leben gerade läuft,
unzufrieden mit ihren Beziehungen – zum Partner, zu den Kindern, zu den Eltern oder zu den Freunden,
unzufrieden mit ihrem Körper – mit ihrem Aussehen, ihrer Fitness oder ihrer Gesundheit,
unzufrieden mit ihrer beruflichen oder finanziellen Situation,
unzufrieden mit der gesellschaftlichen oder politischen Situation,
unzufrieden mit der weiteren Entwicklung und so weiter.
Sie wünschen sich eine Veränderung.
Aber Veränderung ist oft gar nicht so einfach!
Wir müssen etwas tun, damit sich etwas verändert, wir müssen uns selbst ändern.
Eine wundersame Veränderung möge geschehen
Obwohl dieser Fakt den meisten Menschen durchaus geläufig ist, ertappen wir uns dennoch dabei, wie wir so manches Mal darauf warten, dass sich eine Veränderung auf wundersame Weise vollzieht. Dann warten wir, bis
der andere endlich kapiert worum es geht und eine Einsicht entwickelt. Wenn ihm nur auffällt, wie wichtig ich für ihn bin, was er mit seinem Verhalten bewirkt, worauf er zusteuert … dann wird er sich aufgrund dieser Einsicht auch endlich ändern,
sich das System verändert, bis sich die Gesellschaft ändert,
die eigene Bereitschaft da ist,
uns endlich ein Licht aufgeht oder
wir wissen, was wir wirklich wollen…
Wenn sich die äußeren Lebensumstände verändern, dann…
Häufig wünschen wir uns zwar eine Veränderung, haben aber wenig Motivation, uns selbst zu verändern.
Die Veränderung möge doch am besten durch einen anderen herbeigeführt werden oder von selbst geschehen.
So warten wir bis sich unsere äußeren Lebensumstände verändern, erst dann kommen wir in Bewegung. Diese Haltung erkennen wir an den „wenn…. dann…“-Aussagen:
Wenn die Mutter endlich liebevoller mit mir ist, dann werde ich auch liebevoll mit ihr sein,
wenn der Partner endlich zuhört, dann werde ich auch ehrlich erzählen, wie es mir geht,
wenn der passende Job kommt, dann kann ich meine ungeliebte Arbeit kündigen,
wenn der passende Partner kommt, dann kann ich meine jetzige unbefriedigende Beziehung beenden und gehen,
wenn die Kinder groß sind, wenn ich in der Pension bin, oder wenn ich genug Geld habe, dann kann ich endlich leben, dann kann ich das tun, was ich will,
wenn sich die äußeren Bedingungen geändert haben, dann werde auch ich endlich anders leben können …
Wenn sich die inneren Umstände verändern, dann…
Doch manches Mal wird das, was wir ändern wollen oder sollen, gar nicht von den äußeren Gegebenheiten bestimmt, sondern viel mehr von unserem eigenen Verhalten. Wenn wir beispielsweise mit dem Rauchen aufhören wollen, uns gesünder ernähren wollen, liebevoller zu unseren Mitmenschen sein wollen oder uns selbst verwirklichen wollen.
Auch wenn wir etwas wirklich wollen, ist es oft gar nicht so einfach für uns, dieses „Wollen“ auch umzusetzen.
Unsere Psyche wird uns nicht unbedingt dabei unterstützen, wenn wir eine Veränderung wollen.
Wenn wir nicht darauf warten können, bis sich die äußere Situation verändert, dann können wir doch wenigstens mit dem Beginn der Veränderung warten, bis sich unsere innere Situation verändert.
Wenn ich nur endlich die Motivation gefunden habe, das Trinken zu lassen, dann höre ich auch auf,
wenn ich mich aufraffen kann, mehr Sport zu betreiben, dann fange ich an mich regelmäßig zu bewegen,
wenn es mir besser geht, wenn ich wieder mehr Elan habe, dann verändere ich mein Verhalten und mein Leben,
wenn es endlich „klick“ gemacht hat, dann werde ich ganz automatisch mit dem Rauchen aufhören,
wenn ich weniger Stress habe, dann habe ich auch die Kapazitäten für eine Veränderung…
Die Psyche ist sehr trickreich, wenn es darum geht Veränderungen abzuwehren.
Wer eine Veränderung will, muss etwas verändern
Viele wollen eine Veränderung, aber sie wollen ihr Verhalten nicht ändern.
Bin ich unzufrieden mit meiner Beziehung und möchte, dass mein Partner sich ändert, wird es schwierig, wenn ich mein Verhalten nicht verändere. Wenn ich nicht offen oder liebevoll auf meinen Partner zugehen kann, warum sollte er es tun?
Bin ich unzufrieden mit meinem Job oder mit meinem Körper und jammere, ohne mein Verhalten zu verändern, wird meine Jammerei weder zu einer Veränderung in meinem Job, noch meines Körpers führen.
Meine Jammerei wird lediglich mein Wohlbefinden verändern. Dieses wird sich verschlechtern, was mich noch ein wenig unzufriedener mit meiner Lebenssituation werden lässt.
Jetzt ist es bereits schwierig, eine Verhaltensveränderung umzusetzen, noch viel schwieriger ist es aber, sich selbst zu verändern. Leider gilt das nicht nur für uns selbst, sondern auch für den anderen.
Aber warum ist es so schwer sich zu verändern?
Häufig wollen wir doch eine Veränderung
oftmals entscheiden wir uns Dinge in Zukunft anders zu machen
auch unsere Partner sind oftmals durchaus bemüht, ihr Verhalten zu verändern.
Und dennoch, trotz Wunsch, Bedürfnis oder Entscheidung, fällt eine Veränderung schwer. Die Macht der Gewohnheit, so wie unsere Vorstellungen, stehen eine Veränderung oftmals im Weg.
Wir wollen eine Veränderung und halten am „Alten“ fest
Wir wünschen uns zwar, dass sich etwas verändert, aber ein Teil von uns wird diese Veränderung auch boykottieren.
Das liegt an einer Dynamik, die den meisten von uns wohl vertraut ist:
Jedes System versucht, sich selbst zu erhalten. Dabei macht es keinen Unterschied, ob das jeweilige System für uns günstig ist oder nicht. Gedankenmuster, Glaubensmuster, Gewohnheiten, Vorstellungen, Stimmungen, Ansichten, aber auch das „Ich“ oder die Psyche – all diese Bereiche sind und wirken wie kleine, in sich abgeschlossene Systeme. Sobald so ein System in uns aktiviert ist, wird es sich weiter selbst verstärken. Erkennen wir diese Dynamik nicht, folgen wir automatisch den systemverstärkenden Impulsen. (Aus dem Buch des bewusst seins, Seite 26)
Haben sich gewisse Strukturen erst einmal verfestigt, wird unsere Psyche alles versuchen, um die erworbenen Strukturen weiterhin aufrechtzuerhalten. Unabhängig davon, ob diese für uns förderlich oder schädlich sind.
Dann verhalten wir uns gleich und bleiben in der vertrauten Beziehung oder Arbeit, obwohl wir schon lange nicht mehr glücklich sind
ziehen uns zurück, wenn es uns nicht gut geht, obwohl wir wissen, dass wir uns damit nicht gut fühlen werden,
machen die Dinge immer auf dieselbe Art und wundern uns, dass sich nichts verändert oder
halten an Gewohnheiten, an Gedanken- oder Glaubensmustern fest, die nicht förderlich für uns sind.
Dieses Festhalten an gewohnten Strukturen lässt sich nicht nur im persönlichen Bereich beobachten, auch in Firmen oder in gesellschaftlichen Strukturen, lässt sich diese Dynamik finden. Auch wenn das „vorherrschende System“ ungünstig ist, oder so nicht mehr weiterlaufen kann, wird mit allen Mitteln daran festgehalten.
Bevor sich ein einmal aufgebautes System verändert,
soll sich der Einzelne diesem System unterordnen, sich an dessen Struktur anpassen, auch wenn sie unbrauchbar oder gar schädlich ist
oder das jeweilige System wird zunehmend verbogen und verzerrt, um es noch irgendwie aufrecht zu erhalten.
Veränderungen werden hinausgezögert, was die Sache nicht unbedingt einfacher macht, wenn wirkliche Veränderungen dringend nötig wären.
Diese Dynamik spiegelt sich auch im Gehirn wider. Haben wir erst einmal Zusammenhänge und Strukturen aufgebaut, lassen wir diese nur noch sehr ungern los. Warum das so ist, begründet der Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther in seinen Videos. Wie beispielsweise das Video über Inkohärenz - Energieverbrauch des Hirns
Vorstellung, unser Bild von Veränderung
Schaffen wir es, eine Veränderung anzugehen, steht uns ein weiterer psychischer Mechanismus im Weg.
Wir suchen nicht einfach nur eine Veränderung, wir haben eine Vorstellung darüber, wie diese Veränderung aussehen sollte.
Wie die perfekte Beziehung sein sollte,
wie der neue Job sein sollte,
wie sich die anderen verhalten sollten,
welchen Wechsel die Gesellschaft oder die Politik vollziehen sollte und vieles mehr.
Halten Sie doch einfach einmal kurz inne und fragen Sie sich: Wie sieht meine Vorstellungen von Veränderung aus?
Der mentale Wunsch nach einer Veränderung
Sich aufzumachen und neue Wege zu beschreiten, ohne sich Vorstellungen darüber zu machen, wie diese Veränderung aussehen könnte, wäre eher untypisch.
Denn wie die Vorstellung, entspringt auch der Wunsch nach Veränderung in unserem Verstand.
Wir wünschen uns eine Veränderung, weil wir unzufrieden mit einer Situation sind.
Unzufrieden mit einer Situation sind wir nur, weil wir diese negativ bewerten. Würden wir diese Situation nicht negativ bewerten, hätten wir auch kein Streben nach Veränderung. Warum sollten wir auch? Für uns passt ja alles.
Situationen oder Dinge zu bewerten, gehört zur Domäne des Verstandes.
Folglich drängt uns der Verstand nach einer Veränderung.
Der Verstand ist aber auch der Sitz unserer Vorstellungen.
So wird der Verstand nicht nur eine Veränderung suchen, sondern auch eine Vorstellung darüber entwickeln, wie diese aussehen sollte.
Und hier drehen wir uns ein wenig im Kreis. Wir suchen zwar nach einer Veränderung, aber sie sollte doch bitte so sein, wie wir es uns vorstellen!
Wir folgen einer Vorstellung
Bei vielen Veränderungen folgen wir einer Vorstellung.
Wir erkennen, was wir ändern wollen,
stellen uns vor, wohin uns diese Veränderung führen wird,
überlegen welche Schritte wir dazu benötigen,
visieren diese Vorstellung an
und verfolgen diese Vorstellung zielstrebig.
Wenn es um konkrete Veränderungen geht, ist dies eine durchaus gängige und günstige Methode.
Geht es allerdings um eine innere Veränderung oder darum, dass etwas wirklich anders werden sollte, stehen uns unsere Vorstellung im Weg.
In unserer Vorstellung suchen wir stets nach einer Verbesserung des „alten Systems“.
Folgen wir unserer Vorstellung oder lassen wir uns auf den Prozess der Veränderung ein?
Unsere Vorstellung beeinflusst unsere Wahrnehmung.
Haben wir erst einmal eine Vorstellung darüber erworben, wie eine Veränderung aussehen sollte, werden wir die gegenwärtige Situation mit dieser Vorstellung abgleichen.
Wir wollen eine Veränderung, aber “so wie ich es will!”
Und so warten wir auf die Erfüllung einer Vorstellung.
Erfüllt sich unsere Vorstellung, sind wir zufrieden.
Erfüllt sich unsere Vorstellung nicht, sind wir unzufrieden, weil wir noch weiter auf ihre Erfüllung warten müssen.
Treten Veränderungen außerhalb unserer Vorstellung ein, bemerken wir diese meist gar nicht. Zu sehr sind wir auf die Erfüllung unsere Vorstellungen gepolt, dass wir gar nicht mehr mitbekommen, welche Änderungen rings um uns oder in uns geschehen.
Vorstellungen sind immer alt! Sie gehören zum “alten System”.
Das wahrhaft Neue liegt außerhalb unserer Vorstellungskraft.
Wollen wir eine wahrhafte Veränderung, müssen wir lernen wieder offen zu sein. Offen für das, was das Leben uns bringt.
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