Die Suche nach körperlicher Verbundenheit, nach Zugehörigkeit
Die Suche nach einer gefühlten Verbundenheit, nach Vertrautheit
Aller Anfang ist Verbundenheit
Am Anfang unseres Lebens erleben wir, wie wir in etwas Größeres und Ganzes eingebettet sind. Wir erfahren eine allumfassende, umhüllende und unendliche Verbundenheit.
Wir alle haben diese Erfahrung gemacht und tragen sie in uns. Tief und körperlich in uns verankert existiert ein Wissen um diese Einheit und Verbundenheit.
Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir uns wieder auf die Suche nach dieser Verbundenheit begeben werden.
Der Verlust der körperlichen Verbundenheit
Der anfängliche Zustand der Verbundenheit währt nicht lange. Mit dem Einsetzen der Geburt bahnt sich die erste Trennungserfahrung an, in der wir unsere körperliche Verbundenheit verlieren.
Damit verändert sich unsere Erfahrungswelt.
Ab diesem Zeitpunkt sind wir nicht mehr „eins“ mit unserer Mutter. Jetzt beginnt das Leben eines getrennten Individuums, in das wir uns langsam hineinentwickeln.
Die innere Verbundenheit hält ein wenig länger an
Zum Glück dürfen wir die Verbundenheit noch ein wenig länger erleben. Die körperliche Trennungserfahrung ist zwar mit der Geburt vollzogen, doch noch hat keine innere Trennung stattgefunden.
Die Erfahrung der inneren Verbundenheit beruht auf dem Erleben von Resonanz. Am Anfang sind es unsere Eltern, die sich in uns einfühlen und mit uns mitschwingen, später sind es jene Momente, in denen sich diese Erfahrung des „miteinander Schwingens“ wiederholt. Momente, in denen wir
einander nahekommen und einem gemeinsamen Spür- und Empfindungsraum teilen,
offen sind und einander wirklich wahrnehmen,
ein tiefes Verständnis füreinander teilen,
Empathie und Mitgefühl füreinander spüren und erleben.
Wir verlieren unsere anfängliche Verbundenheit
Die Erfahrung des Getrenntseins entfaltet sich.
Der Raum der körperlichen Trennung vergrößert sich. Anfangs wird der getrennte Körper noch viel getragen und erfährt Halt. Doch im weiteren Verlauf der Entwicklung vergrößert sich unsere Mobilität. Wir lernen zu krabbeln, zu gehen, zu laufen und können uns zunehmend weiter voneinander entfernen.
Nicht nur die körperliche Trennung, auch die psychische Trennung schreitet munter voran. Mit dem Aufbau unseres mentalen Systems definieren wir uns zunehmend als ein getrenntes Individuum. Aus dem einstigen verbundenen „Wir“ wird ein getrenntes „Ich“.
„Erst wenn wir zu einem „Ich“ geworden sind, hat die Trennung in unserem Inneren Einzug gehalten. Das „Ich“ ist Ausdruck dieser Trennung. Ein „Ich“ benötigt eine Abgrenzung. Nun gibt es ein „Ich“ und ein „Nicht-Ich“, welches dieses „Ich“ definiert.“ Aus dem „Buch des bewusst seins“ Seite 102.
Die erste Suche nach einer sicheren Verbindung
So starten wir voller Erkundungsdrang hinein in die Welt.
Wird diese Erkundungsreise turbulent, ängstigend oder gar bedrohlich, kehren wir rasch in unseren sicheren Hafen zurück. Dann docken wir bei jenen Menschen an, mit denen wir uns verbunden fühlen.
Ab nun bestimmen zwei Dynamiken unseren weiteren Weg:
Es drängt uns hinein in die Trennung und hinaus in die Welt. Wir suchen nach Freiheit und wollen die Welt erkunden.
Aber gleichzeitig suchen wir auch nach Halt und nach Sicherheit. So ganz auf uns allein gestellt wollen wir dann doch nicht sein.
Die menschlichste aller Erfahrungen
Die menschlichste aller Erfahrungen ist wohl die Trennungserfahrung.
Sich als getrennt zu erleben, eigene Erfahrungen zu machen und eigene Entscheidungen treffen zu können, kann richtig bereichernd und toll sein.
Doch manchmal fühlt es sich nicht so gut an, dann schmerzt uns diese Erfahrung der Trennung. In solchen Momenten spüren wir die schmerzhafte Seite der Trennung, die als Schmerz des Alleinseins beschrieben werden kann. Siehe dazu auch meinen Beitrag: Einsamkeit – wenn das alleine sein schmerzt!
In diesen Momenten suchen wir nicht mehr das „Trennende“, sondern das „Verbindende“.
Verbundenheit lindert den Schmerz der Trennung
Gelingt es uns, eine Verbindung herzustellen, fühlen wir uns nicht mehr so einsam. Wir spüren, wir sind nicht so allein, wie wir uns gerade fühlen. Wir gehören irgendwo dazu, sind eingebettet in eine Familie, in eine Gruppe, in die Natur oder in etwas größeres Ganzes.
Die Wurzeln unserer Suche nach Verbundenheit liegen in der Erfahrung des „Getrenntseins“, das letztendlich darin gründet, dass wir
nicht nur eine äußere körperliche Trennung,
sondern auch eine innere psychische Trennung erleben.
„So lange wir uns als „Ich“ wahrnehmen, bleibt die psychische Trennung erhalten und damit auch der Schmerz des Alleinseins. Um diesen Schmerz abzuwehren, tun wir alles Mögliche. Wir versuchen, so zu sein wie die anderen, um dazuzugehören, wir wollen den anderen gefallen, um geliebt zu werden oder stürzen uns in eine Beziehung...“ Aus dem „Buch des bewusst seins“ Seite 155
Aber was ist Verbundenheit überhaupt?
Vereinfacht ausgedrückt bedeutet Verbundenheit, dass es uns gelingt
eine Verbindung zu jemanden oder zu etwas aufzunehmen und
dass diese Verbindung auch spürbar und somit erfahrbar für uns wird.
Damit gehen verschiedene Empfindungen einher, wie ein Gefühl
des „Dazugehörens“,
von Geborgenheit,
von Wärme,
von Sicherheit,
von Verständnis und Mitgefühl.
Wir erleben, wie die körperlich-emotionale Form der Trennung gerade aufgehoben ist. Wir sind zwar getrennt, sind aber nicht alleine und fühlen uns nicht einsam.
Eine höhere Verbundenheit
In seiner höchsten Ausprägung können wir eine Verbundenheit noch in einer ganz anderen Dimension erleben. In dieser Form nähern wir uns an unsere ursprüngliche Erfahrung an. Wir fühlen uns wieder
eingebettet in etwas Größeres und Ganzes,
eingehüllt und sanft umschlungen,
sicher, geborgen und getragen und
bedingungslos geliebt.
Abermals erleben wir ein Gefühl der Einheit. Ein „Eins-Sein“ und in dieser Einheit erleben wir, wie die trennende Ich-Perspektive wieder aufgehoben wird.
Wo suchen wir nach Verbundenheit?
Wie mittlerweile erkennbar wird, können wir eine Verbindung oder eine Verbundenheit auf verschiedenen Ebenen suchen und somit auch unterschiedlich erleben.
So können wir diese Verbundenheit
im Außen bei anderen Menschen suchen. Dann suchen wir nach einer körperlichen Verbindung oder nach einer emotionalen Verbundenheit.
in etwas Höherem suchen. Dann richtet sich unsere Suchbewegung nach oben, wir suchen nach einer göttlichen Verbundenheit, nach einem universellen „Eins-Sein“.
im Inneren suchen. Hier suchen wir nach einer Verbindung zu unserem Inneren, zu uns selbst.
Die Suche nach einer äußeren Verbundenheit
Unsere erste Suchbewegung richtet sich üblicherweise nach außen und auf die körperliche Ebene. Dort haben wir ja auch unsere erste Erfahrung des Getrenntseins erlebt.
„… Um dieses Gefühl des getrennt seins nicht ständig zu spüren, entwickeln wir ein neues Bestreben: Wir möchten dazu gehören.“ (Aus dem „Buch des bewusst seins“ Seite 155)
Am Anfang suchen wir weniger nach einem Gefühl von Verbundenheit, sondern mehr nach einem Gefühl von Zugehörigkeit. Wir sind nicht gerne alleine, wollen dazugehören, streben nach gemeinsamen Aktivitäten, suchen Freunde, Partner und wollen eine Familie gründen.
Diese Suche lässt sich wiederum unterteilen in eine Suche nach
einer körperlichen Verbundenheit und nach
einer emotionalen Verbundenheit.
Obwohl schlussendlich stets alles ineinandergreift, ist es einfacher die Ebenen getrennt zu beschreiben.
Die Suche nach einer körperlichen Verbundenheit, nach Zugehörigkeit
Hier versuchen wir den Schmerz des Getrenntseins abzuwehren, in dem wir körperlich nicht allein sind. Wir versuchen einem möglichst großen Freundeskreis aufzubauen.
Auf der körperlichen Ebene geht es primär darum nicht alleine zu sein und irgendwo dazu zu gehören. Hier versuchen wir diese Verbundenheit auch körperlich zu spüren, indem wir eine körperliche Nähe zu anderen aufbauen. Über eine
Berührung, eine Umarmung. Dann erleben wir eine konkrete Verbindung und spüren rein körperlich, dass wir nicht alleine sind.
körperlich-sexuelle Vereinigung. Sexualität kann viel mehr als eine rein körperliche Verbindung sein, aber es stellt das höchste Maß der körperlichen Verbindung dar, die wir erreichen können.
Die erste Form der Verbundenheit, die wir erleben ist konkret, sie ist körperlich spürbar.
Eine solche Verbindung können wir auch in der Natur erleben. Allerdings nur, wenn wir diese Erfahrung auch bewusst machen. Um diese Verbindung zu spüren, müssen wir wahrnehmen, wie es sich anfühlt, wenn wir uns auf einen Stein setzen, in die Sonne legen oder eine Katze streicheln.
Die Suche nach einer gefühlten Verbundenheit, nach Vertrautheit
Während es in der körperlichen Suche um das ganz konkrete, körperliche Erleben der Verbindung geht, geht es hier um die gefühlte Dimension – um das Spüren einer Verbundenheit.
Somit geht es dabei weniger darum,
dass wir viele Freunde oder Bekannte haben, sondern wie sich diese Begegnung für uns anfühlt und wie nahe uns jemand kommt,
dass uns jemand berührt, sondern wer uns berührt, wie uns jemand berührt und wie sich diese Berührung für uns anfühlt.
Die gefühlsmäßige Komponente der Verbundenheit zeigt auf, ob wir eine Verbindung und eine Nähe herstellen konnten. Erreicht eine Erfahrung unser Innerstes, werden wir davon berührt. Dann bleibt dieses Erleben nicht mehr außerhalb von uns. Wir spüren eine Verbindung und erleben eine Verbundenheit.
Suchen Sie bereits nach einer gefühlten Verbundenheit?
Jetzt könnte angenommen werden, dass alle Menschen nach einer gefühlten Verbundenheit suchen, dem ist aber nicht so.
Menschen, die wenig Zugang zu ihrem Spüren haben, leiden weniger unter dem „Getrennt sein“. Sie suchen eher eine Zugehörigkeit als eine Verbundenheit.
In Beziehungen wird dieser Unterschied leicht erkennbar. So weist eine Ehe beispielsweise ein hohes Maß an Zugehörigkeit und Bindung auf, aber das bedeutet noch nicht, dass auch eine Verbindung oder eine tiefe Verbundenheit zwischen diesen beiden Personen existiert.
Erst wenn wir spüren können, dass eine tiefere Verbindung fehlt, werden wir uns auf die Suche nach einer solchen Verbundenheit begeben. Wenn uns nichts fehlt, warum sollten wir etwas suchen?
Das Geschenk der Verbundenheit
Anfangs erscheint es uns oft so, als würde dieses Gefühl von Verbundenheit wie ein Geschenk in unsere Leben treten.
Wir landen in einer Situation, in der wir merken, wie unser Herz aufgeht und wir uns auf einmal nicht mehr getrennt voneinander fühlen.
Ein Mensch taucht auf, der uns wirklich nahekommt und uns tief berührt. Ein Mensch, der uns unendlich vertraut erscheint, bei dem wir das Gefühl haben nach Hause zu kommen.
Für einen kurzen Moment stoppt der laute Verstand, wir erleben einen Moment der Stille, in der wir eins sind mit dem ,was gerade ist.
Wir spüren, wie wir eingebettet in etwas Größeres und Ganzes sind und fühlen uns einfach nur getragen.
Die Suche nach einer höheren Verbundenheit
Neben einer körperlichen Zugehörigkeit und einer gefühlten Verbindung gibt es auch noch die Suche nach einer höheren Verbundenheit.
Meist gibt es zwei Gründe, warum wir nach einer größeren oder höheren Verbundenheit suchen:
Wir durften eine solche Erfahrung erleben und jetzt, da wir wissen, dass es so etwas gibt, können wir auch anfangen danach zu suchen.
Unsere Suche nach einer äußeren oder gefühlten Verbindung war nicht zufriedenstellend, folglich fangen wir an, woanders zu suchen.
Dann suchen wir diese Verbundenheit nicht mehr so sehr in der äußeren Welt und in anderen Menschen, sondern in etwas Größerem und Ganzem. Wir suchen nach einer bedingungslosen Liebe, nach einer göttlichen, einer universellen Verbundenheit.
Das Erleben einer höheren Verbundenheit
Dürfen wir eine höhere Verbundenheit spüren, erleben wir uns wieder eingebettet in etwas Größerem und Ganzen. Dies ist eine Erfahrung, die uns zutiefst berührt.
Je tiefer wir in dieses Empfinden eintauchen, umso mehr schwindet das Gefühl des Getrenntseins. Wie ein Tropfen Wasser tauchen wir ein, in die Unendlichkeit des Meeres.
Solche Momente sind meist nur von kurzer Dauer. Alsbald fordert uns die irdische Realität wieder und wir kehren auf die „Ebene des Getrenntseins“ zurück.
Aber dieses Sehnen nach dieser Verbundenheit, in der sich das Gefühl der Trennung auflöst, bleibt erhalten und verstärkt sich oft mit jeder Erfahrung der Verbundenheit, die wir erleben dürfen.
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