Das Problem ist nicht das Gefühl – sondern, dass wir es loswerden wollen
Warum wir Gefühle nicht wegdenken können und was sie stattdessen brauchen
Das Verstandesbedürfnis (PAID)
Konflikt zwischen Verstand und Gefühl (PAID)
Wenn es um Gefühle geht funktionieren Verstandeslösungen selten (PAID)
Gefühle brauchen keine Lösung, sie brauchen etwas anderes (PAID)
Was muss ich tun, damit ich “das” nicht mehr fühlen muss?
Kennen Sie solche Gedanken nicht auch?
Haben Sie sich nicht auch schon des Öfteren gefragt, was sie tun müssen, damit sie
diesen Schmerz,
diese Einsamkeit,
diese Traurigkeit,
diese Scham,
diesen Selbstzweifel loswerden?
Was müssten Sie tun, um dieses Gefühl, nicht wichtig zu sein oder nicht geliebt zu werden, endgültig hinter sich zu lassen?
Es nie wieder fühlen zu müssen.
Denn wer mag sie schon - solche Gefühle?
Die mag doch keiner - oder?
Und weil wir sie nicht haben - und vor allem nicht spüren - wollen, wollen wir sie natürlich auch loswerden.
Wie wir das am besten bewerkstelligen können, dazu haben wir doch einige Ideen.
Wir können “unangenehme” Gefühle nicht einfach wegdenken
Wir können uns ablenken und das Gefühl ignorieren, dann müssen wir es auch nicht spüren.
Wir könnten auch einfach anders denken, positiv denken, positiver denken. Dann, so die Hoffnung, haben wir solche Gefühle erst gar nicht.
Wenn ich nur das “Richtige” denke - zum Beispiel: „Das ist doch gar nicht schlimm“, „Das geht vorbei.“ oder „Ich bin gut genug.” „Ich muss es nur wirklich wollen.“
Wenn ich mich nur “richtig” verhalte - in dem ich beispielsweise positiv denke. „Ich darf mir nicht alles so zu Herzen nehmen, oder so nahekommen lassen.“„Steh doch ein wenig über den Dingen, identifiziere dich nicht damit…“
Wenn ich nur das “Richtige” fühle - wie: “Das ist doch kein Grund zum Weinen.” “Du brauchst doch nicht neidisch oder eifersüchtig zu sein.” “Es gibt jetzt keinen Grund verletzt zu sein.” “Aber du weißt doch, dass ich dich liebe...”
Wenn ich alles “richtig” mache, dann fühle ich mich gut - oder?
Zumindest ist das die Hoffnung unseres Verstandes.
Doch egal, wie sehr wir uns bemühen, unser Innerstes bleibt von unseren Verstandeswünschen unberührt. Das Gefühl reagiert kaum auf das, was der Kopf will. Oft scheint es ihm nicht einmal zuzuhören.
Dabei wirken manche dieser Gedanken doch durchaus sinnvoll und hilfreich. Und manchmal sind sie es auch. Aber gerade wenn es uns nicht gut geht, erweisen sie sich oft als wirkungslos.
Wir können unangenehme Gefühl nicht einfach wegdenken.
Wenn das „bessere” Wissen nicht hilft
In solchen Momenten landen wir in einer frustrierenden Situation: Wir wissen was zu tun wäre, doch obwohl wir es besser wissen,
schaffen wir es nicht, dieses Wissen umzusetzen - “Ich kann jetzt gerade nicht positiv denken, ich kann mich gerade nicht distanzieren, ich will es doch wirklich oder ich kann gerade nicht über den Dingen stehen…”
oder wir merken, dass sich unser innerer Zustand dadurch nicht verändert. Auch wenn ich positiv denke, fühle ich es nicht. Auch wenn ich mir sage, dass ich gut genug bin, fühle ich mich klein, als hätte ich nichts zu sagen.
Mein Kopf wüsste es besser. Er kennt die Lösung. Aber sein Wissen hilft mir nicht!
Wenn “nur” der Kopf versteht
Die Domäne des Verstandes ist das Verstehen. Er ist auch richtig gut darin. Er gibt den Dingen Namen, bewertet, analysiert und reflektiert. Das ist durchaus hilfreich – vor allem, wenn es um technische, organisatorische oder alltägliche Herausforderungen geht.
Sobald es jedoch um Gefühle geht, stößt das analytische Denken schnell an seine Grenzen.
Denn “gefühltes Verstehen” ist mehr als nur mental. Es ist mehr als nur eine Analyse. Um das innere Geschehen nachzuvollziehen, ist Einfühlung nötig - wir “fühlen uns in die innere Welt ein”. In die eigene innere Welt oder in die Innenwelt des anderen.
Nur so gelingt eine Verbindung zwischen Denken und Fühlen. Über dieses “Einfühlen” können wir verstehen. Über Resonanz, über ein Mitschwingen.
Doch das ist alles andere als leicht für uns.
Denn nur allzuoft gibt es einen Konflikt zwischen Kopf und Herz, zwischen Verstand und Gefühl.
Der Konflikt
Das Gefühl sagt: „Es geht mir nicht gut!“
Der Verstand sagt: „Ich will das nicht! Ich will, dass es mir wieder besser geht!“
Während das Gefühl leidet, will der Verstand dieses „unangenehme Empfinden“ möglichst schnell loswerden. Der Verstand sucht nach einer Lösung. Am liebsten nicht nur für jetzt, sondern für immer!
Der Verstand sucht nach einer Lösung
Weil wir uns – auch gesellschaftlich bedingt – primär am Verstand orientieren, gibt es auch ein großes Bedürfnis nach Lösungen.
Aufgrund der enormen Nachfrage ist ein schier unendliches Angebot an Lösungen entstanden.
Es gibt die besten und hilfreichsten Tipps im Umgang mit emotionalen oder psychischen Problemen.
Jede Menge Ratschläge,
und eine Vielzahl unterschiedlicher Lösungsvorschläge.
Es gibt sogar Heilsversprechen, bei denen andere nicht nur unsere emotionalen Probleme - für uns - lösen, sondern auch versprechen, diese für immer, also endgültig zu lösen.
Solche Versprechen wirken sehr anziehend auf unseren Verstand.
Wäre das nicht etwas für uns?
Eine emotionale Lösung, dank der wir nie wieder leiden müssten?
Das wäre doch wirklich toll!
Bei diesem Überangebot an Lösungsversprechen stellt sich mir jedoch eine Frage:
Wenn es für all unsere emotionalen Probleme eine Lösung gibt, warum haben wir dann überhaupt noch welche?
Weil sich unsere Gefühle eben nicht so einfach lösen lassen.
Und weil die Suche nach der Lösung manchmal “das eigentliche Problem” ist.
Gefühle brauchen keine Lösung!
Zwar suchen wir in Situationen, in denen es uns schlecht geht, gerne nach einer schnellen Lösung. Aber eigentlich brauchen wir etwas anderes. Deshalb erleben wir auch, dass uns emotionale Lösungsstrategien oft nicht helfen.
Dann sagen wir Sätze, wie:
„Ich muss nicht weinen, das ist doch gar nicht schlimm.“ – Aber es fühlt sich trotzdem schlimm an!
„Du musst keine Angst haben, das tut doch gar nicht weh.“ – Doch ich habe Angst und es tut weh!
„Ich will dich nicht verletzen.“ – Doch es verletzt mich oder: Du verletzt mich!
„Ich bin gut, ich bin toll, ich bin liebenswert!“ – Aber innerlich fühle ich mich dennoch klein, wertlos, nicht gut genug und nicht liebenswert genug.
Unser Verstand weiß doch, wie es „richtig“ geht, er weiß, was zu tun wäre.
Aber unser Gefühl lässt sich davon nicht beeindrucken.
Es fühlt, wie es gerade fühlt!
Und was wir in uns selbst erleben, gilt auch für die Gefühle der anderen.
Das Kind, das nachts weint
Wenn wir ehrlich sind, folgen wir fast immer zuerst dem Bedürfnis unseres Verstandes, denn das haben wir so gelernt.
Wir wollen verstehen, analysieren, aber vor allem das unangenehme Gefühl loswerden.
Doch oft findet der Verstand keine Brücke zum Gefühl. Er ist hochmotiviert: redet, erklärt und handelt. Aber er erreicht das Gefühl nicht. Das Herz bleibt verschlossen.
Es ist wie bei einem Kind, das nachts weint:
Man kann ihm sagen, dass alles gut ist, aber es wird trotzdem nicht aufhören.
Denn in diesem Moment braucht es keine Erklärungen. Es braucht keine gut gemeinten Ratschläge. Es braucht etwas anderes
Was das Gefühl wirklich braucht – und warum das so viel einfacher und zugleich so viel schwerer ist, als wir denken – erfahren Sie im nächsten Teil dieses Beitrags.
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